Rentner-Tagebuch

mein Rentner-Tagebuch
Übrigens: Wie nennt man Menschen, die auch morgens gute Laune haben?
Rentrer!

Während meiner Berufszeit bei ThyssenKrupp habe ich als Maschinenbau-Ingenieur u.a. an der Konstuktion von
den in diesem Link dargestellten Geräte mitgewirkt.

Jetzt bin ich aber seit 2005 Rentner. Als solcher habe ich natürlich weniger Zeit als früher, wie auch in diesem  Link musikalisch dargestellt.
Sehen Sie aber auch nachfolgend mein Rentner-Tagebuch, beginnend am 1. Juni 2005:
1. Juni 2005
Es ist geschafft. Gestern war mein letzter Arbeitstag.
Ich bin endlich Rentner.
Jetzt geht mein Leben richtig los.
Ich will einfach das machen, woran mich diese verdammte Arbeit immer gehindert hat.

2. Juni 2005
Ich stehe früh auf und weiß gar nicht, was ich zuerst tun soll.
Der Rasen muss gemäht werden, ich will die Dachrinne reparieren, ich muss die Wasserhähne entkalken, ich will ein Vogelhäuschen bauen und endlich mal „Krieg und Frieden“ lesen.
Treffe vor dem Haus meinen Nachbarn. Er ist auch Rentner.
Er läuft unrasiert im Jogginganzug rum, sieht aus wie Jörg Kachelmann nach 30 Tequila. Er schaut den ganzen Tag Nachmittagstalkshows oder löst Kreuzworträtsel.
Das wäre nichts für mich. Ich mähe erstmal den Rasen, reinige die Dachrinne und fange mit einem Vogelhäuschen an.
Das Leben ist wunderbar.

10. Juni 2005
Der Rasen ist gemäht, die Dachrinne gereinigt und das Vogelhäuschen fertig.
Die Piepmätze kommen an und tirilieren fröhlich.
Ich fahre zu OBI, besorge Entkalker für die Wasserhähne.
OBI ist voll mit Rentnern. Jeden Morgen trifft sich da das Krampfadergeschwader am Holzzuschnitt.
Trübe Tassen!
Fahre nach Hause und entkalke die Wasserhähne.

15. Juni 2005
Etwas länger geschlafen.
Dann frühstücke ich, kontrolliere, ob die Wasserhähne nicht neuen Kalk angesetzt haben.
Danach Rasenmähen und Fahrt zu OBI.
Lasse mir Holz für ein weiteres Vogelhäuschen zuschneiden. Dann habe ich zwei. Eins für die Vogelmännchen und eins für die Vogelweibchen.

27. Juni 2005
Bis Mittags geschlafen.
Dann noch ein Vogelhäuschen für Behinderte gebaut.
Dann Rasen gedüngt, damit er schneller wächst und häufiger gemäht werden muss.
Danach Tee mit meiner Frau! Ich gebe ihr Tipps für den Haushalt, aber manchmal habe ich den Verdacht, ich nerve sie.
Zum Beispiel, wenn wir im Garten zusammen Darts spielen.
Nicht dass wir uns streiten – aber warum klebt sie vor dem Werfen immer ein Foto von mir auf die Dartsscheibe?

 6. Juli 2005
Will mal wieder mit einem anderen Menschen reden und gehe zum Arzt.
Viele Rentner gehen zum Arzt, um mal zu quatschen; ich habe mir Prostatabeschwerden ausgedacht.
Aber er schickt mich nach Hause – Prostata würde bei Kassenpatienten in meinem Alter nicht mehr behandelt – Rentner hätten genügend Zeit zum Pinkeln!

 18. Juli 2005
Schlafen bis Zwei.
Danach Rasen Mähen und ein Vogelhäuschen basteln.
Im Garten stehen jetzt 28 Stück. Als ich es aufstellen will, entdecke ich auf dem Rasen einen Brief.
Die Vögel haben ihn geschrieben: „Alter, hör auf mit den Scheiß-Vogelhäuschen. Wir sind satt und es ist uns vor den anderen Tieren peinlich“.

 8. August 2005
Mein Nachbar bietet mir ein Kreuzworträtselheft an.
Ich schaue mal rein. Russischer Fluss mit 7 Buchstaben!?? Ach, was denkt sich denn der Idiot?
Dass ich Zeit habe, mir im Atlas russische Flüsse mit 7 Buchstaben rauszusuchen?

 9. August 2005
Es gibt insgesamt 1.376 russische Flüsse mit 7 Buchstaben. Die bekanntesten sind: BJELAJA, DNJESTR, IRTYSCH, UTSCHUR und WOLCHOW.
Am Abend Krise mit meiner Frau. Unser erotisches Leben ist eingeschlafen.
Passiert vielen Rentnern. Meine Frau schlägt als Lösung vor, wir sollten mal Sex an ungewöhnlichen Orten probieren.

3. September 2005

Wir haben die Seiten im Bett getauscht. Hilft aber auch nicht.
Habe gelesen, dass 50% der Männer über 65 Viagra nehmen. 70% davon können sich allerdings nicht mehr daran erinnern, warum….

29. September 2005
Krieg und Frieden lese ich nicht mehr. Schaue jetzt mehr Nachmittagstalkshows.
Heute ist das Thema: “Ich mach Dich kalt, Du blöde Summse“.
Na ja, ein bisschen lehnt sich das ja auch an „Krieg und Frieden“ an.

23. Oktober 2005
Meine Frau meint, wir sollten etwas für unsere Körper tun…. Wellness…
Sobald man Rentner ist, soll alles nur noch Wellness sein.
Man soll die Seele baumeln lassen… Warum???
Wenn man älter wird, baumelt am Körper sowieso schon so viel.
Da muss die Seele nicht auch noch baumeln.
Meine Frau schleppt mich zum „Rentner-Yoga“, zur „Rentner-Sauna“, zum Pilates!
Pilates!!   Das war für mich bislang der Typ, der Jesus gekreuzigt hat!

11. November 2005
Beim „Rentner-Yoga“ soll ich die Figur machen: „Das Gnu liegt in der Morgensonne“.
Ich mache die Figur: „Der Arbeitnehmer betätigt die Stechuhr“. Werde aus dem Kurs geworfen!

3. Januar 2006
Habe mit dem Sport aufgehört. Nur den Jogginganzug trage ich noch ganz gern.
Rasieren tue ich mich auch nicht mehr. Wenn ich auf die Straße gehe, fragen mich manchmal die Obdachlosen, ob ich einen Euro brauche.
Meine Frau will mich aktivieren und schafft einen Dackel an. Das ist das Ende.
Wenn der beste Freund eines Mannes eine Wurst mit Beinen ist, die Purzel heißt, ist es Zeit für ihn, abzutreten.
Dackel wurden Anfang des 20. Jhds. in England gezüchtet.
Ziel der Züchtung war es, eine Nackenrolle zu haben, die selbstständig in die Waschmaschine gehen kann!
Ich schäme mich, aber ich gehe mit ihm spazieren. Sitze dann im Wald auf einer Bank.
Mein Blick fällt auf die Ameisen am Boden.
Tja, die arbeiten und arbeiten. Von denen sagt keine: „Ich bin in Rente und mach jetzt Pilates“.

13. Februar 2006
Bin nachts nicht müde. Wovon auch? Stehe deshalb auf, setze mich ins Auto und fahre durch die nächtliche Stadt.
Ich lande bei meiner alten Firma, steige aus, streichele das Gebäude.
Auf der Rückfahrt sehe ich, wie an einer Landstraße Türken auf dem illegalen Arbeitsstrich rumstehen und warten, dass sie zur Schwarzarbeit abgeholt werden.
Traurig so was!

6. März 2006
Habe mich dunkel geschminkt, mir einen Schnäuzer angeklebt und reihe mich unter die Türken an der Straße ein. Serhat, Mehmet, Ügür und Öczan.
Im Auto stellt sich raus, die heißen eigentlich Franz, Theo, Günther und Willi. Sie sind auch Rentner mit angeklebten Schnäuzern.
Am Nachmittag – Arbeit auf einer Baustelle. Ich war lange nicht mehr so glücklich!

29. Mai 2006
Fahre jetzt jeden Morgen mit den anderen Rentnern auf die Baustelle.
Nachmittags sitzen wir zusammen und überlegen, was wir noch machen könnten.
Wir wollen eine Firma gründen, einen Konzern erschaffen, wir wollen ackern und malochen.
Auch mit 65 kann man noch viel bewegen.
Eine Geschäftsidee für unseren Konzern haben wir auch schon: Vogelhäuschen!!!

(Der Autor dieses Originaltextes ist mir leider nicht bekannt, sonst würde ich ihn gerne benennen)

Andere Rentner, bzw. Senioren, vertreiben ihre Langeweile mit Golf:
Vier Senioren beim Golfen und schon geht die Meckerei los:
„Die Spielbahnen hier sind viel zu lang!", nörgelt der Erste.  Der Zweite schimpft: ,,Die Bodenwellen sind viel zu hoch."
Auch der Dritte hat etwas zu klagen: „Die Bunker sind einfach zu tief!"
Nur der Vierte versucht allem immer etwas Positives abzugewinnen:
,,Jungs, zumindest befinden wir uns noch auf der richtigen Seite des Rasens." 
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